Dass die Feier „50 Jahre Roncalli-Zentrum Glattbach“ ausgerechnet auf Pfingsten fiel, war ein kalendarischer Zufall. Umso passender allerdings, dass die versammelte Gemeinde bei Gottesdienst und Empfang von einer Woge der Begeisterung erfasst wurde.
Gleich bei der Begrüßung des anwesenden Gründers, Pfarrer i.R. Franz-Josef Stettler, brachte es der aktuelle Glattbacher Pfarrer Nikolaus Hegler auf den Punkt: „Du kannst heute dieses Goldene Jubiläum als persönlichen Erntedank feiern!“ Trotz baugeschichtlichen Hin und Hers: Mit dem Roncalli-Zentrum konnte die Kirchenerneuerung des 2. Vatikanischen Konzils bauliche Gestalt annehmen und durch das Projekt zur Revitalisierung in der Gegenwart neu aufgenommen werden. In Zeiten kirchlichen Niedergangs und rückläufige Gemeinschaftsgeists fast ein Wunder.
„Dem Laden sieht man die fünfzig Jahre gar nicht an!“ und „Das Roncalli ist fast so frisch wie die Zitronenlimo, die es hier immer gibt.“, so kam es aus Kindermund ins Wort.
Einen Höhepunkt des Jubiläums bildeten die sieben Statements zur Frage: „Was begeistert dich am Roncalli-Zentrum?“. Günter Steinbacher - Pfarrgemeinderatsvorsitzender beim Neubau und auch aktuell noch „guter Hausgeist“ - schilderte als Zeitzeuge, welchen Aufbruch das offene Kirchenbaukonzept Ende der Sechziger und Anfang der Siebziger in Glattbach auslöste. Steinbacher sprach von seiner tiefen Dankbarkeit, dass auch heute die Kultur des offenen Miteinanders wieder im Roncalli-Zentrum daheim sei. Irmtraud Schäfer vom Förderverein „Roncalli e.V.“ berichtete von den Möglichkeiten, die das bauliche Ineinander von modernem Kirchenraum und Gemeindezentrum bietet. Wie wichtig sei diese eine Türe, durch die man mit einem Schritt die gottesdienstliche Gemeinschaft locker fortsetzen könne! Tanja Giegerich und Sabrina Baumann - beides evangelische Christinnen, die erst in jüngerer Zeit mit ihren Familien nach Glattbach gezogen sind - erzählten, wie sehr sie durch das Roncalli-Zentrum Zugehörigkeit und Gestaltungsmöglichkeit gefunden haben. Tobias Schürmann brachte als Johannesberger beispielhaft seine Begeisterung über das Panoramafenster der neugebauten Saalerweiterung zum Ausdruck. Insbesondere bei der Veranstaltungsreihe „sonnenAufgang“ nehme er ganz bewusst das Anliegen des Namenspatrons Angelo Roncalli (Papst Johannes XXIII) wahr, die Kirche weit für Menschen und Welt zu öffnen. Von der wirksamen Offenheit, die im Roncalli-Zentrum herrsche, zeigte sich auch Julia Behl begeistert. Sie käme regelmäßig aus dem Kahlgrund nach Glattbach, weil sie sich hier mit ihrer Familie willkommen fühle.
Den Abschluss der Statements lieferte „die Stimme des Ursprungs“, Franz-Josef Stettler. Er konnte seine tiefe Ergriffenheit nicht verbergen. „Ihr macht mich glücklich!“. In feurig-inniglichen Sätzen flehte er die versammelte Gemeinde förmlich an, in ihrem beeindruckenden Engagement nicht nachzulassen. „Versammelt euch regelmäßig, damit der Geist Gottes immer neu gegenwärtig werden kann!“. Die Angesprochenen riss es am Ende von den Kirchenbänken und sie dankten Stettler für seine charismatische Ermutigung und letztlich zugleich für sein Lebenswerk mit „Standing Ovations“.
Ebenfalls begeisternden Applaus erhielt der Männerchor der „Germania Glattbach“, der unter der Leitung von Heribert Englert selbstkomponierte pfingstliche Gesänge darbrachte. Englert brillierte zudem durch sein Orgelspiel, das ihm besonderes Lob des anwesenden Landrats Dr. Alexander Legler einbrachte. In seiner Ansprache gab Legler seiner Anerkennung Ausdruck, was die Glattbacher Kirchengemeinde mit dem Roncalli-Zentrum auf die Beine gestellt habe. „Unsere Gesellschaft, unsere Dörfer brauchen lebendige Kirchengemeinden!“ Hier würden zentrale Grundwerte unserer Gesellschaft aktiviert. Den Verantwortlichen zollte er höchste Anerkennung und überreichte eine entsprechende Urkunde sowie Geschenke.
Bevor im Roncalli-Saal munter weitergefeiert wurde, richtete auch der Bürgermeister Kurt Baier das Wort an die Festgemeinde. Im Roncalli-Zentrum seien wichtige Faktoren zu würdigen, die wir auch für die Bewahrung der Demokratie im Allgemeinen bräuchten: Eigeninitiative, ehrenamtliches Engagement und Angebote für ein offenes Miteinander. Zugleich sei er überzeugt, dass es angesichts des dramatischen kirchlichen Wandels keine Alternative dazu gäbe, die Kirchengemeinden - wie es in Glattbach zu erkennen sei - von unten her zu gestalten.